Produktpiraterie und Markenpiraterie

 

Ein klarer Fall: Bei einem großen Hersteller hochwertiger Armbanduhren meldeten sich seit einigen Monaten immer wieder Herren, deren Zeitanzeiger schon nach kurzem Tragen ungenau liefen oder defekt waren. Allesamt hatten sie eines gemeinsam: Jede der Uhren war eine Markenfälschung und günstig auf Trödelmärkten im süddeutschen Raum erworben worden. Der Markenrechtsinhaber aber wollte nicht direkt die Polizei einschalten.

 

Er fürchtete, dass die Beamten Razzien auf den Trödelmärkten durchführen, die Hintermänner damit aber nur aufschrecken und nicht ermitteln würden. Deshalb wand man sich an uns. Wir sollten klären, woher die Uhren stammten, wo und in welchen Beständen sie lagerten und wer letztlich von dem illegalen Verkauf profitierte. All das musste so geschehen, dass gerichtsverwertbare Beweise dabei herauskamen. Denn Markenpiraterie ist kein Kavalierdelikt: Würde man eine Gewerbsmäßigkeit hieb- und stichfest nachweisen können, würden die Drahtzieher hinter Gitter landen. Womöglich könnte man Schadenersatz geltend machen. Doch das wichtigste war zu verhindern, dass weiterhin gefälschte Uhren in großem Maße auf dem Markt landeten. Das nämlich würde nicht nur den Absatz der Originale drücken. Die minderwertige Ware würde auch den Ruf des Markenherstellers gefährden und auch originale Uhren diskreditieren.

 

Aufgrund der uns aufgetragenen Dringlichkeit entschlossen wir uns, mit drei Ermittler-Teams vorzugehen und gleich am nächsten Wochenende einschlägige Märkte in Baden-Württemberg und Hessen anzusteuern. Während in Hessen keine Fälschungen angeboten wurden, trafen die Detektive in Baden-Württemberg gleich bei beiden Märkten ins Schwarze. Für 45 Euro erstanden die Ermittler jeweils eine Uhr, für deren Original der Hersteller eine Preisempfehlung in Höhe von 246 Euro ausgab. Durch gezielte Observationen der Endverkäufer konnte unsere Detektei innerhalb einer Woche zwei Zwischenhändler identifizieren und schließlich auch eine Lagerhalle nahe Stuttgart ausmachen, in der große Posten der falschen Ware einlagerten.

 

Per Video dokumentierten die Teams, wer an der Verteilung beteiligt war. Bald schon stand auch fest, dass die Falsifikate über den Hamburger Hafen aus China importiert wurden, und wer der Empfänger der Ladungen war. Der Mann, ein 53-Jähriger, der für Fälschungen einschlägig vorbestraft war, konnte von den Detektiven schließlich bei der Einfuhr einer weiteren Ladung nach Deutschland auf frischer Tat ertappt und von Zollbeamten festgenommen werden.

 

Der abgewendete wirtschaftliche Schaden liegt für den Uhrenhersteller bei rund 650.000 Euro. Das Abwenden eines Image-Schadens gilt dem Unternehmen als ungleich wertvoller.

 

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